Viele Leute behaupten, Hennen aus Kunstbrut brüten nicht selbst, doch diese Aussage ist nicht ganz richtig. Es ist nähmlich vom Charakter der Henne abhängig, ob sie brütet oder nicht. In beiden Fällen gibt es Hennen, die brüten und welche, die nicht brüten. Bevor man eine Henne brüten lässt oder eine Kunstbrut startet, sollte man auf jeden Fall wissen, ob man genug Platz für die Jungtiere hat. In den folgenden Abschnitten wird jeweils spezifisch auf Kunst- und Naturbruten eingegangen.
Naturbrut
Wenn die Henne sich wohl fühlt, wird sie bald darauf anfangen ein Nest zu bauen, Eier hinein zu legen und schließlich zu brüten. Es kommt auch
vor, das manche Hennen ihre Eier nicht in ihr Nest legen, sondern erst einfach in der Stallung verteilen und dann mit dem Kopf in ihr Nest rollen. Die Henne bewacht ihr Gelege bis sie 5-12 (+/-)
Eier gelegt hat und darauf anfängt zu brüten. Wenn sich eine andere Wachtel in die Nähe des Nestes begibt, stößt die brütende Henne Schimpftöne aus und verjagt schließlich das andere Tier nach
wiederholten Warnungen. Ihr Hahn hält sich während der Brut in der Nähe des Nestes auf. Doch wenn sich die Henne zu sehr bedrängt fühlt, jagt sie diesen ebenfalls vom Nest weg. Nun wird sie 16-18
Tage brüten. Während dieser Zeit darf sie vom Züchter nicht gestört werden. Im Normalfall erlaubt sie jedoch das einmalige Schieren der Eier problemlos. Ein Mal am Tag wird sie ihr Nest
verlassen, um zu fressen und zu trinken. Nach 15-30 Minuten sollte sie wieder zu ihrem Nest zurückkehren und weiter brüten. Die Küken schlüpfen meist nachts oder früh morgens. Wie viele
Küken schlüpfen hängt von der Befruchtungsrate des Paares, eventuellen Störfaktoren und natürlich von der Menge an Eiern ab. Nun wird die Henne ihre Küken 4 Wochen lang hudern. Auch der Hahn
wärmt im Idealfall die Küken. Während dieser Zeit muss spezielles Kükenaufzuchtsfutter gefüttert werden. Es kann insbesondere bei jungen Paaren vorkommen, das die Elterntiere ihre Küken
nicht richtig wärmen und versorgen. Um die Küken zu retten, nimmt man sie dem Paar weg und gibt sie zu einem anderen Paar mit Küken gleichen Alters oder
zieht sie künstlich auf. Manchmal lenkt der Hahn seine Henne ab, weil er sie erneut begatten möchte. In diesem Fall muss er separiert werden. Das Selbe gilt für eine Henne die ihre Küken rupft
oder verjagt, da sie schon früher erneut anfangen möchte zu brüten. Hat das Paar ihre Küken erfolgreich großgezogen, sollten die Jungtiere im Alter von 5 Wochen von ihren Eltern und im
Alter von 8 Wochen voneinander nach Geschlecht oder paarweise getrennt werden, da etwa ab der 8. Woche die Geschlechtsreife eintritt.
Das Paar wird sich nun eine Weile erholen und bald mit der nächsten Brut beginnen. Man muss verstehen, auf Grund der kurzen Lebensspanne (von 3-6 Jahren) gilt es für die Tiere so viel Nachwuchs
wie möglich zu erzielen. Daher werden die meisten Paare in der Regel 2-4 mal pro Jahr Nachwuchs großziehen.
Kunstbrut
Hier ist das Schlupfergebnis zum Teil vom verwendeten Brüter abhängig, zum anderen Teil vom verwendeten Brutmaterial (Bruteier) und wie gut man sich um die Eier
kümmert. Ich selbst arbeite mit dem BRUJA 3000 digital. Wenn man sich Bruteier zuschicken lässt, sollten diese nach der Ankunft 24h ruhen und nicht sofort in den Brüter gelegt werden. Sammelt man
seine eigenen Bruteier, sollten diese maximal 2 Wochen alt sein. Außerdem sollte man den Brüter für einen Tag nach dem Einschalten probelaufen und auf Betriebswerte bringen lassen bevor man die
Eier einlegt.
Die ideale Bruttemperatur liegt bei 38,3 C°, während die ideale Luftfeuchtigkeit im Bereich von 65% (+/- 10%) liegt. Einmal täglich sollte der Deckel des Brüters
abgenommen werden um den Eiern Frischluft und Sauerstoff zu zuführen. Die Dauer der Lüftung hängt von der Raumtemperatur ab (bei Zimmertemperatur ca. 10-15 Minuten, wenn es kälter ist muss die
Zeit reduziert werden.) Die Eier müssen vom 1. bis zum 14. Tag 2 Mal täglich gewendet oder das automatische Wendesystem des Brüters eingeschaltet werden. Ab dem 8. Bruttag können die Bruteier mit
einer speziellen Schierlampe oder einer gewöhnlichen Taschenlampe geschiert (durchleuchtet) werden. Einen Tag vor dem Schlupftermin muss das Brutmaterial vom Wendeeinsatz auf das Schlupfgitter
gelegt werden. Am 16. Bruttag beginnt die Schlussphase. Von nun an sollte der Brüter nicht mehr geöffnet werden um weiteren Stress für die Küken und die Chance des Herausfallens gering zu halten.
Alle Neugierigen können allerdings durch die Scheibe im Deckel (, falls der Brüter eine besitzt) ihre Neugier stillen. Sobald die Küken trocken sind, können sie nach spätestens 24h aus dem Brüter
entnommen und wie im nächsten Punkt beschrieben mit ihnen fortgefahren werden.
Aufzucht
Die getrockneten Küken müssen nun in ein Kükenheim versetzt werden, da sie mit der Zeit natürlich Hunger bekommen. Als Heim für die ersten Wochen eignet sich ein
Terrarium oder klassisch ein Pappkarton. Im Laufe der ersten Woche sollte die Kükenstallung relativ klein (30×40 cm) sein, da sich die Küken sonst verlaufen und nicht zurück zur Wärmequelle
finden. Lieber fühlen sie sich vorerst etwas beengt. Als Bodenbedeckung empfehlen sich zu Beginn Küchenrolle oder Flies, welches allerdings sorgfältig an allen Rändern mit Klebestreifen (o.ä.)
befestigt werden muss, da die Küken sonst auf der Suche nach Schutz und Wärme hinunter kriechen könnten. Die Bodenbedeckung sollte zumindest aus einem
Material bestehen, worauf die Minis nicht ausrutschen und sich dem zu Folge keine Spreizbeine bilden, jedoch auf problemlos hinüberlaufen können. Alles was die Küken in ihren ersten Tagen brauchen sind: Futter (in einem kleinem Napf, Trinken (in einer Mini-Tränke
(o.ä.) und eine Wärmequelle (in Form von besten Falls einer Wärmeplatte oder alternativ einer Wärmelampe). Jegliche weitere Gegenstände wie
Handtücher, Socken, Plüschtiere etc. können nach Erfahrung eher zur Unfallgefahr werden. Denn hierrunter
können sich die noch winzigen Küken einklemmen, stecken bleiben oder verletzen. Generell muss das Heim auf jegliche Gefahrengegenstände, bei denen die Küken steckenbleiben, ausrutschen oder
sich anders verletzen können überprüft werden. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, wenn diese Punkte nicht berücksichtigt werden, erhält der Züchter
vielerlei, gar tägliche Verluste. Wenn der Züchter Blau Mohn im ganzen Kükenheim ausstreut, sollten die Küken nach kürzerer Zeit von selbst anfangen zu
picken, da sie dies zu stimulieren scheint.
In den folgenden Wochen sollte die Größe des Heimes mit der, der Küken mitwachsen. Die notwendige Wärmequelle bildet bei mir eine Wärmeplatte, welche rund um die Uhr eingeschaltet ist und sich ausgezeichnet bewährt hat. Ab der 2. Woche können die Küken auf Einstreu (eine dünne Schicht Späne oder Sand) umziehen. Im Alter von 3 Wochen kann langsam mit der Futterumstellung (von Kükenfutter auf Körnermischung) begonnen und auf eine Wärmequelle verzichtet werden. Nun haben es die Kleinen "über den Berg geschafft" und es kann ohne Schwierigkeiten ähnlich wie bei der Naturbrut fortgefahren werden.